Der Familienname Nendel ist uns bis jetzt in zwei alternativen Schreibweisen bekannt: die Form Nentel kam ausschließlich in Franken vor und ist noch heute dort vorhanden; die Form Nendel findet sich inzwischen in ganz Deutschland. Aus alten Kirchenbüchern lässt sich die parallele Verwendung beider Schreibweisen in ein und derselben Familie nachweisen. Im Telefonbuch (2005) von Deutschland finden sich jedoch auch weitere Familiennamen, die aufgrund ihrer Ähnlichkeit zu Nendel hier einmal beleuchtet werden sollen. Es handelt sich um die Schreibweisen: Neidel (241 Einträge), Neudel (138), Nündel (81), Nindel (66), Nindelt (29), Nünthel (21) und Neitel (9). Die bloße Existenz dieser Namen macht sie noch nicht interessant. Schaut man sich jedoch die geografische Verteilung dieser Familiennamen an, fällt auf, dass sich die jeweiligen Schwerpunkte zwischen den beiden für Nentel/Nendel skizzierten Kernverbreitungsräumen Franken und Sachsen befinden. Das schauen wir uns mal genauer an:
Nindel, Nündel und Nünthel
Diese Familiennamen haben ihren Kernverbreitungsraum im Thüringisch-Sächsischen Grenzgebiet. Sie liegen so eng beieinander, dass eine Beziehung der jeweiligen Familien schon deshalb wahrscheinlich erscheint. In der Tat kommen alle drei Schreibweisen nachweislich in einer Familie vor. Der Müller Michael Nindel aus Röpsen bei Gera (um 1560 - vor 1619) hatte zwei Söhne: Christoph und Girge. Die drei Kinder des letzteren finden sich in den Kirchenbüchern von Röpsen, Seligenstädt und Zeitz, jedoch jeder mit dem Nachnamen Nündel. Ein Ur-urenkel von Christoph Nindel war Johann Heinrich Nindel (25.10.1733 - 04.09.1812). Sein Sohn einziger Johann Andreas heiratet jedoch unter dem Namen Nünthel. Dessen Söhne wiederum eröffnen zwei Nachkommenlinien. Die Nachkommen von Carl Friedrich (26.11.1802 - 24.07.1865) tragen noch heute den Familiennamen Nünthel, die Nachkommen von Johann Andreas (26.09.1800 - 12.02.1866) machten jedoch noch eine weitere Anpassung des Nachnamens durch: sie heißen heute wieder Nindel, wie einst ihr Spitzenahn, der Müller Michael. Ob dieser jedoch Nachkomme eines Nendel oder Nentel gewesen ist, lässt sich auf konventionellem Wege nicht belegen.
Abbildung 1: Absolute Verteilung der Familiennamen Nindel (links), Nündel (mittig) und Nünthel (rechts) in Deutschland im Jahre 2005.
Neidel, Neudel und Neutel
Auffällig bei diesen Familien ist die starke Aggregierung im Vogtland. Von 138 Einträgen des Namens Neudel befinden sich noch 44 im Vogtland. Auch der Name Neidel ist noch mit 26 von 241 Einträgen im Vogtland vertreten. Die Genealogie dieser Familien ist noch nicht untersucht. Die Tatsache, dass das Vogtland exakt auf der vermuteten Migrationsroute des Familiennamen Nendel von Franken ins Flöhatal liegt, lässt den Phantasien freien Lauf.
Abbildung 2: Absolute Verteilung der Familiennamen Neidel (links), Neudel (mittig) und Neutel (rechts) in Deutschland im Jahre 2005.