Der Familienname Nendel
Für die Entstehung des Familiennamens Nendel gibt es zwar Einigkeit darüber, dass es sich um ein Patronymikon, also um die Abwandlung des väterlichen Vornamens, handelt, jedoch ist dieser Vorname nicht eindeutig festzustellen. Ausgegangen wird von einer Urform, dem germanischen Namen Nando. In ihm findet sich das Element „Nant“, das mit „wagen, kühn“ übersetzt wird.1 Dieses Namenselement geht dabei auf das gotische nanthjan, das althochdeutsche nendan, das mittelhochdeutsche nenden in der Bedeutung „wagen, Mut fassen, sich erkühnen“ zurück und findet sich in allen deutschen Mundarten wieder. Die alten deutschen Vollnamen Nantwig, Wiegnand, Siegnand, Folknant, Ferdinand, u.a. sind erste Ausprägungen in der Entwicklung dieses Elements in der Namensbildung.2
Durch Anhängen des bereits in germanischer Zeit bekannten Suffixes ilo, einer Abwandlung der im süddeutschen Raum verwendeten Verkleinerungsform (Diminutiv) lî, wurde eine besondere Vertrautheit ausgedrückt. Es entstand der Name Nandilo. Dabei wurde dem Namen mit dem /i/ ein besonders starker Vokal zugesetzt, der sich auf den ihm vorgestellten Vokal /a/ derart auswirkte, dass dieser sich im Laufe der Zeit zu einem /e/ zurückbildete.3 Der dadurch entstandene Name Nendilo ist bereits im 9. Jahrhundert bezeugt. Im Jahre 864 wird zum Beispiel ein „mancipium“, ein Knecht mit Namen Nendilo im Zusammenhang mit dem Austausch von Besitztümern zwischen dem Regensburger Erzbischof Ambricho und dem Erzbischof Otkarius zu Eichstädt erwähnt.4
Alternativ zu der oben angeführten Erklärung gibt es noch eine weitere. Sie wird im Kapitel über die Ortsnamen behandelt.
Die Entwicklung vom Vornamen zum Familiennamen lässt sich zeitlich nur schwer einordnen. Interessant ist in diesem Zusammenhang das gleichzeitige Auftreten von Nentel (der fränkischen Variante von Nendel) als Familienname als auch als Vorname im Landbuch A des Amtes Bayreuth aus dem Jahre 1398. Hier sind neben Heinrich, Cuntz und Fridel Nentel auch Nentel Pauer und Nentel Reuter verzeichnet.5
Quellen:
1 GOTTSCHALD, M. (1982): Deutsche Namenkunde, Berlin.
2 FÖRSTEMANN, E. (1900): Altdeutsches Namenbuch. Band I: Personennamen, Bonn.
3 BERNDT, S. (2004): Linguistisches Gutachten, Gesellschaft für Namenkunde e.V., Leipzig.
4 RIED, T. (1816): Codex chronologico diplomaticus episcopatus Ratisbonensis. Regensburg, 774 Seiten.
5 PÖHLMANN, Th. (1998): Die älteste Beschreibung des Amtes Bayreuth - Das Landbuch A von 1398, Rabenstein Verlag, Bayreuth.