Die Familie Nendel in Franken


Über die Nendels in Franken ist aus genealogischer Sicht bis dato noch nicht alles erforscht. Auffallend ist die starke räumlich Aggregierung im Gebiet zwischen Bamberg und Nürnberg. 39% der im Telefonbuch von Deutschland verzeichneten Nendels leben in diesem eng umgrenzten Raum, weshalb von einer Verwandschaft untereinander ausgegangen werden kann. Etwa 40 Kilometer östlich im Raum Bayreuth-Kulmbach sind im 15. Jahrhundert bereits mehrere Nendelsche Familien in Erscheinung getreten. Dabei kommt der Name in dieser Zeit ausschließlich in seiner fränkischen Form "Nentel" vor. Im Oberfränkischen wird in der Aussprache oftmals nicht zwischen /d/ und /t/ unterschieden, so dass der Name Nentel hier als Variante von Nendel zu verstehen ist.
In Trebgast, heute als St. Johannis ein Stadtteil von Bayreuth, wird der Name 1398 mit dem Landknecht Heinrich Nentel zum ersten Mal im Landbuch A des Amtes Bayreuth genannt.1 Heinrich Nentel kaufte von Heinrich Eberhart ein Gut zu Trebgast auf dem Hofe gelegen und wurde damit am 10. April 1398 belehnt.2 Außerdem besaß er noch einen Hof mit 25 ha Feld und 4 ha Wiesen in Laineck, den er aber vor dem 10.08.1419 verkaufte.3 Von dem Erlös kaufte er im gleichen Jahr die Hälfte des Zehnt zu Trebgast auf dem Hofe von Hans Hacker von Benk. Im Jahre 1421/24 saß er auf einem Zinsgut mit 5 ha Feld und 1 ha Wiesen. Außerdem hatte Heinrich noch ein Haus und ein mit sehr geringen Abgaben belastetes Hofreidlein (noch mal 5 ha Feld und 1 ha Wiesen) als freies Mannlehen von der Herrschaft. Bereits sein Hof in Laineck war von allen Geldabgaben befreit gewesen. Heinrich Nentel stieg in dieser Zeit zum Landknecht auf und war auf diese Weise als Beamter mit Vollzugsaufgaben im Auftrag der Herrschaft betraut. Sein Lohn bestand unter anderem in Anteilen Hafer, die er von verschiedenen Lehen bezog.3

Um das Jahr 1421 treten auch weitere Nentels im Raum Bayreuth in Erscheinung. Cuntz und Fridel Nentel übernahmen Güter in Ramsental1 und Hans Nentel hatte ein Gut in Mistelbach zum Lehen. Im Jahre 1446 bewirtete Hermann Nentel Gäste in seiner Schänke in Bayreuth, wie Rechnungen der Stadtkirche Maria Magdalena belegen.4 Rund um Bayreuth waren zum Ende des 15. Jahrhunderts Nentels und Nendels in Berneck, Bindlach, Euben, Geyersnest, Mistelgau, Mistelbach und Trebgast niedergelassen. Ein Jahrhundert später waren sie auch in Weidenberg, Aichen, Höflas und wieder in Laineck in den Kirchenbüchern verzeichnet. In Trebgast existierte zu Beginn des 17. Jahrhunderts noch immer "Nendels Hof" (damals vermutlich schon über 200 Jahre in Familienbesitz) und vier Nendelsche bzw. Nentelsche Familien.
Nordöstlich von Bayreuth, in Nentmannsreuth, sind zwischen 1593 und 1598 die Taufen der sechs Kinder des Hans Nendel auf den ersten Seiten des Kirchenbuchs der Gemeinde Benk eingetragen. Der Ortsname lässt darauf schließen, dass hier im 11. Jahrhundert die Familie eines Nentel den Wald gerodet haben. Deshalb ist an dieser Stelle etwa 500 Jahre später die Existenz einer Nendelschen Familie besonders bemerkenswert. In den Steuerlisten des Fürstentums Brandenburg-Ansbach-Kulmbach von 1497 war jedoch kein Nentel oder Nendel in den sieben Höfen von Nentmannsreuth aufgeführt. Dennoch kann die Häufung des Familiennamen Nentel in der Umgebung dieses Ortes kein Zufall sein.
Direkte genealogische Beziehungen lassen sich für die Zeit vor dem 17. Jahrhundert nur vermuten. Wenn also im Jahre 1497 Conntz Nentel und seine Frau und 1498 Hans Nentel in den Steuerlisten des Fürstentums Brandenburg-Ansbach-Kulmbach als in Trebgast ansässig verzeichnet sind, so sind diese vermutlich Enkel oder gar Urenkel des Landknechts Heinrich Nentel. Solche indirekten Ahnenreihen lassen sich auch an anderen Orten erstellen. Alles in allem lässt sich eine verhältnismäßig schnelle Verbreitung der Familie im Raum Bayreuth feststellen, wobei allerdings auch die in Richtung Vergangenheit dünner werdende Quellenlage diesen Effekt verursachen könnte.
Ein besonders starker Familienverbund findet sich in Hollfeld, 20km westlich von Bayreuth. Hier ist die Nendelsche Familie vom ausgehenden 16. Jahrhundert bis ins 18. Jahrhundert belegt. Im nochmals 30km weiter südlich gelegenen Forchheim wird der Kupferschmied Johannes Nendel (* um 1730) als Stammvater der Nendelschen Schmiededynastie im Regnitztal ausgemacht. Er zog im Jahre 1761 aus dem Nachbarort Hausen nach Forchheim. Heute gibt es noch fünf Nendelsche Schmieden, Spengler- und Sanitärtechnikbetriebe im Regnitztal.
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Quellen:

1 PÖHLMANN, Th. (1998): Die älteste Beschreibung des Amtes Bayreuth - Das Landbuch A von 1398, Rabenstein Verlag, Bayreuth.
2 MEYER, Ch. (1895/96): Das Lehenbuch des Burggrafen Johann III. von Nürnberg. Quellen zur alten Geschichte des Fürstentums Baireuth, Bayreuth.
3 PÖHLMANN, Th. (1992): Das Amt Bayreuth im frühen 15. Jahrhundert - Das Landbuch B von 1421/24, Rabenstein Verlag, Bayreuth.
4 LANGE, E. (1967): Personenregister zum Lehenbuch von 1421 und zu den Rechnungen der Stadtkirche in Bayreuth (1435 - 1467). Archiv für Geschichte von Oberfranken.

An dieser Stelle ein Dankeschön an die Forscherkollegen von der Gesellschaft für Familienforschung in Franken e.V., die mir umfangreiches Material zur Verfügung gestellt haben.